Husain

Husain
I
Husain,
 
Husayn, Hussein, arabischer Herrscher:
 
 1) Husain, * Medina 626 (?), ✝ (gefallen) bei Kerbela 10. 10. 680, zweiter Sohn des Kalifen Ali Ibn Abi Talib und der jüngsten Tochter Mohammeds, Fatima; hielt den Herrschaftsanspruch der Familie des Propheten, auf den sein Bruder Hasan verzichtet hatte, aufrecht. Bei seinem Versuch, den Aufstand gegen Kalif Jasid I. (* um 642, ✝ 683) zu organisieren, fiel er, von der Mehrheit der Partei (Schia) Alis im Stich gelassen. Für die Schiiten ist Husain der 3. Imam und ein Glaubensmärtyrer; der 10. Muharram wird von ihnen als religiöser Gedenk- und Trauertag begangen.
 
 2) Husain Pạscha, letzter Dei von Algerien (1818-30), * Smyrna um 1765, ✝ Alexandria 1838; geriet mit Großbritannien und Frankreich in Konflikt, da er sich weigerte, von der Seeräuberei abzulassen. Nach dreijährigen Verhandlungen und einer Expedition gegen Algier zwang ihn Frankreich am 5. 7. 1830 zur Abdankung.
 
 3) Husain Kamil, Sultan von Ägypten (1914-17), * Kairo 21. 11. 1852, ✝ ebenda 9. 10. 1917, Sohn Ismails; von Großbritannien anstelle seines Neffen Abbas II. Hilmi zum Sultan erhoben.
 
 4) Husain I. Ibn Ạli, König des Hidjas (1916-24), * Konstantinopel 1853(?), ✝ Amman 4. 6. 1931; aus dem Haus der Haschimiten, Vater von Abd Allah Ibn al-Husain und Feisal (I.); wurde 1908 Emir (Großscherif) von Mekka, erklärte sich am 5. 6. 1916 von der türkischen Oberheit unabhängig, am 2. 11. 1916 nach Eroberung des größten Teils des Hidjas zum »König von Arabien« (von den Westmächten nur im Hidjas anerkannt), musste 1924, nach dem Verlust Mekkas an Ibn Saud, abdanken; ging auf Druck der britischen Regierung zunächst nach Nikosia, dann nach Amman ins Exil.
 
 5) Husain II. Ibn Talal, König von Jordanien (seit 1952), * Amman 14. 11. 1935, ✝ ebenda 7. 2. 1999; aus dem Hause der Haschimiten, Urenkel von 4); wurde nach dem Thronverzicht seines Vaters Talal (* 1911, ✝ 1972) am 11. 8. 1952 zum König erklärt. Unter dem Druck der panarabisch orientierten Anhänger des ägyptischen Präsidenten Nasser setzte er 1956 Glubb Pascha, den britischen Oberbefehlshaber der jordanischen Streitkräfte, ab. Mithilfe der Armee konnte Husain in der Staatskrise von 1956/57 seine Herrschaft behaupten und alle Versuche abwehren, Jordanien unter Aufhebung der Monarchie in einen staatlichen Zusammenschluss mit seinen Nachbarstaaten (besonders Ägypten und Syrien) zu führen. Nach der arabischen Niederlage im Sechstagekrieg (Juni 1967) befürwortete Husain eine politische Lösung des Nahostkonfliktes, geriet jedoch dadurch in Konflikt mit der PLO, die den Sturz Husains betrieb. Nach scharfer Kritik erkannte er in Rabat 1974 die PLO, deren Guerilla-Einheiten er 1970/71 durch ihm ergebene Beduinentruppen aus Jordanien vertrieben hatte, als legitime Vertreterin der palästinensischen Araber im Westjordanland an, auf das er 1988 zugunsten der PLO verzichtete. Er verurteilte den irakischen Überfall auf Kuwait (1990), lehnte aber den 2. Golfkrieg (1991) ab, nahm eine bedingt irakfreundliche Position ein und suchte zu vermitteln. In der »Erklärung von Washington« (25. 7. 1994, gemeinsam mit I. Rabin) beendete er formell den seit 1948 bestehenden Kriegszustand mit Israel. In den 1990er-Jahren unterstützte er aktiv den Nahostfriedensprozess (u. a. Anfang 1997 Vermittler in den Verhandlungen um Hebron, 1998 beim Abschluss des Wye-Abkommens). Sein Nachfolger wurde sein Sohn Abdullah (II.).
 
II
Husain,
 
1) Hussein, Saddam, irakischer Politiker, * bei Tikrit 28. 4. 1937; seit 1957 Mitglied der Baath-Partei, 1959 an einem gescheiterten Komplott gegen den damaligen Regierungschef A. K. Kassem beteiligt, 1959-63 im Exil, kehrte nach dem ersten Putsch der Baath-Partei 1963 nach Irak zurück. Nach einem Gegenputsch konkurrierender politischer Kräfte (im selben Jahr) war er 1964-66 in Haft. 1966 wurde er stellvertretender Generalsekretär der Baath-Partei, 1968 war er maßgeblich am Putsch zur Machtübernahme seiner Partei beteiligt; ab 1969 Stellvertretender Vorsitzender des Kommandorates. Ohne militärische Ausbildung ließ er sich 1976 zum General ernennen. 1979 wurde Husain Staats- und Regierungschef, Generalsekretär der Baath-Partei und Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Innenpolitisch gab er Irak ein sozialistisch-laizistisches Profil; er nationalisierte die Erdölindustrie, errichtete ein diktatorisches Regime und umgab sich mit einem Personenkult. Im Nahostkonflikt trat er als radikaler Gegner Israels auf. 1980-88 führte er Krieg mit Iran (1. Golfkrieg); im August 1990 ließ er das Emirat Kuwait besetzen und löste dadurch den 2. Golfkrieg (Januar/Februar 1991) aus, in dem Irak einer multinationalen Streitmacht unter amerikanischem Oberbefehl unterlag. Im Anschluss musste er eine Reihe militärischer Beschränkungen (z. B. internationale Kontrolle über die irakische Rüstungsindustrie) und eine Einschränkung der Souveränität eines Teils des irakischen Territoriums hinnehmen (u. a. Errichtung einer UN-Schutzzone im nordirakischen Kurdengebiet, Flugverbotszonen ). Trotz der schweren Kriegsniederlage, Aufständen der Kurden und Schiiten, Auseinandersetzungen innerhalb des an den Machtpositionen beteiligten Familienclans und mehrerer gegen ihn gerichteter Attentate und Putschversuche konnte Husain seine Herrschaft v. a. mithilfe eines starken Sicherheitsapparates und von Eliteeinheiten der Armee behaupten. Seit dem 2. Golfkrieg vollzog Husain eine betonte Hinwendung zum Islam. Das 1991 zeitweilig von ihm abgegebene Amt des Ministerpräsidenten übernahm er 1994 wieder; 1995 ließ er sich durch ein Referendum als Staatspräsident bestätigen (für 2002 eine neue »Volksabstimmung« anberaumt). Husain widersetzte sich wiederholt der Durchführung von UN-Beschlüssen (u. a. Behinderung und schließliche Unterbindung der Waffenkontrollinspektionen, Verletzung der Flugverbots- bzw. Schutzzonen) und löste dadurch zahlreiche angloamerikan. Luftschläge gegen irakische Einrichtungen aus (1996, 1998-2000 und 2001/02). Seine provozierende Haltung unmittelbar nach den islamist. Terroranschlägen auf New York und das Pentagon vom 11. 9. 2001 sowie das ihm vorgeworfene Streben nach Massenvernichtungswaffen verschärften den Konflikt mit den USA drastisch, die Husains Regime im Rahmen ihres Antiterrorkampfes einer »Achse des Bösen« zuordneten.
 
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
Golfkrieg: Regional- und weltpolitische Aspekte der Golfkriege
 
 
 2) Taha, ägyptischer Schriftsteller, * Maghagha (Distrikt Minia) 14. 11. 1889, ✝ Kairo 28. 10. 1973; als Kind erblindet, studierte 1902-08 an der Azhar-Universität, 1908-14 an der neu gegründeten weltlichen Universität in Kairo, anschließend in Montpellier und Paris; 1919-32 und 1934-42 Professor in Kairo, zuerst für griechisch-römische Geschichte, dann für arabische Literaturgeschichte. 1942-44 Unterstaatssekretär im Unterrichtsministerium, ferner Gründungsrektor der Universität Alexandria und 1950-52 Unterrichtsminister. Husain trat für die Einführung westlich-wissenschaftlicher Methoden und für die Öffnung zur abendländischen Kultur bei Bewahrung des arabischen Erbes ein. Als Verfasser von sozial und psychologisch bedeutsamen Romanen sowie als Essayist, Kritiker und Übersetzer setzte er neue Maßstäbe für die arabische Literatur. Er verfasste auch literaturkritische Untersuchungen zur altarabischen, klassischen und modernen arabischen Literatur. Besonders bekannt wurde sein Tagebuch (1929; deutsch unter dem Titel »Kindheitstage« und »Jugendjahre in Ägypten«).
 
 
P. Cachia: Ṭāhā Ḥusayn. His place in the Egyptian literary renaissance (London 1956);
 R. G. Khoury: Ṭ. Ḥ. et la France, in: Arabica, Jg. 22 (Leiden 1975).
 
 3) Zakir, indischer Politiker, * Hyderabad 8. 2. 1897, ✝ Delhi 3. 5. 1969; promovierte in Berlin; Anhänger M. K. Gandhis, wandte sich - obwohl selbst Muslim - 1947 gegen die Bildung des muslimischen Staates Pakistan. 1948-56 war Husain Vizekanzler der muslimischen Universität von Aligarh, 1957-62 Gouverneur von Bihar, 1962-67 Vizepräsident, seit 1967 Präsident der Indiens.

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Husain — is a common Middle Eastern name especially among Muslims, because of the popularity of Hussein bin Ali, the grandson of Muhammad and the third Imam. It also occurs in India, Pakistan, Malaysia and other countries with Muslim populations. Husain… …   Wikipedia

  • Husain — Husain, Zakir …   Enciclopedia Universal

  • Husàīn — m 〈G Husaína〉 naselje (u blizini Kutine) …   Veliki rječnik hrvatskoga jezika

  • Husain — Husàīn m <G Husaína> DEFINICIJA naselje (u blizini Kutine), 917 stan …   Hrvatski jezični portal

  • Husain — Hussein (arabisch ‏حسين‎ Husain, DMG Ḥusayn, türkisch: Hüseyin; persisch: Hossein; im Maghreb oft: Hissein/Hissene) ist ein sehr verbreiteter Name arabischen Ursprungs. Er bedeutet ursprünglich kleiner Hassan und bezieht sich auf den jüngeren… …   Deutsch Wikipedia

  • Husaín — Cláudio Husaín (* 20. November 1974 in San Justo) ist ein argentinischer Fußballspieler. Leben Husaín spielte in Argentinien für Vélez Sarsfield und River Plate. In der Serie A trat er 2000/01 eine Spielzeit für den SSC Neapel an, kehrte aber… …   Deutsch Wikipedia

  • Husain — Hussein Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Husein, Hussein, Hossein, Hossain, Hussain, Husain, Hosein, Haussein, Husayn (حسين) est un nom fréquemment utilisé au Moyen Orient, en particulier …   Wikipédia en Français

  • Husain — Original name in latin Husain Name in other language Husain, Husajin, Husajn State code HR Continent/City Europe/Zagreb longitude 45.47417 latitude 16.81306 altitude 132 Population 1007 Date 2012 01 19 …   Cities with a population over 1000 database

  • Husain (Jalayirids) — Husain (d. April or May 1382) was a Jalayirid ruler (1374 1382). He was the son of Shaikh Uvais.Following the execution of his brother Hasan, the amirs placed Husain on the throne. Almost immediately he had to deal with an invasion by his brother …   Wikipedia

  • Husain Bey, Crown Prince of Tunisia — (22 April 1893 1964/1969) was the titular head of the Husainid Dynasty. He was the third son of Muhammad V an Nasir, Bey of Tunis from 1906 until 1922. BiographyHusain Bey was born in Sidi Bou Said. He was educated at the Prytanée National… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”